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Bedarfsdeckung zum Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung: Viernheim im Vergleich zu umliegenden Kommunen

Die Verwaltung hat in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 5. Juni 2020 den Kindertagesstättenentwicklungsplan – Fortschreibung 2020 und den erforderlichen Bedarf an Betreuungsplätzen in Krippen und Kindertagesstätten bis ins Jahr 2025 vorgelegt.

Hierbei wurde dargelegt, dass aufgrund verschiedener Faktoren (steigende Einwohnerzahlen, gestiegene Geburtenzahlen, frühere Rückkehr von Müttern in den Beruf, kostenfreier KitaPlatz für die ersten 6 Stunden) auch in Zukunft das Angebot an Plätzen im U3- und Ü3-Bereich weiter ausgebaut werden muss, da trotz einer neuen Kita in der Lorscher Straße die Bedarfsdeckung bis ins Jahr 2025 weiter absinken wird und auch zukünftig nicht alle Kinder mit einem Krippen- oder Kindergartenplatz versorgt werden können.

Im Zuge der Sitzung wurde die Verwaltung beauftragt, relevante Vergleichszahlen der Bedarfsdeckung in vergleichbaren Bergsträßer Kommunen (Bensheim, Lampertheim, Heppenheim) zu ermitteln. Die Verwaltung hat den Kreis der umliegenden Gemeinden noch um die Lorsch und Biblis erweitert.

Die Ergebnisse zeigen die unterschiedlichsten Bedarfsdeckungsgrade: Spitzenreiter ist die Stadt Lorsch, die mit einer weiteren Kindertagesstätte mit sechs Gruppen, die im Mai 2020 eröffnet wurde, eine Bedarfsdeckung im U3- und Ü3-Bereich von 100 % erreicht. Die Anzahl der Kinder mit Rechtsanspruch beträgt bei den 1-3-Jährigen 289 und bei den Kindern über 3 Jahren 575. Auch die Gemeinde Biblis weist im Ü3-Bereich bei einer Anzahl von 219 Kindern einen 100%igen Deckungsgrad auf.

Die Stadt Lampertheim erreicht mit ihren 270 Krippenplätzen eine Bedarfsdeckung von 44 % (bei 578 Kindern von 1-3 Jahre) sowie mit 1.108 Betreuungsplätzen für Kinder über 3 Jahre einen Deckungsgrad von 91 % (bei 1.251 Kindern). Auch Bensheim kann mit 489 Plätzen bei 848 Kindern von 1-3 Jahre 58 % Bedarfsdeckung im U3-Bereich sowie 90% Bedarfsdeckung im Ü3-Bereich (1.252 Plätze bei 1.556 Kindern) vorweisen.

Die geringste Bedarfsdeckung der Nachbarkommunen weist die Kreisstadt Heppenheim auf, wobei in Heppenheim Neubauten in einem Umfang von 300 Plätzen vorgesehen sind. Derzeit leben in Heppenheim 531 Kinder bis 3 Jahre sowie 995 Kinder über 3 Jahre mit einem Rechtsanspruch. Dem gegenüber stehen (ohne Tagespflege) 184 Plätze im U3- sowie 840 Plätze im Ü3- Bereich, was eine Bedarfsdeckung von 35 % bzw. 85 % ergibt.

Im Kreis Bergstraße gibt es 13 Baumaßnahmen aus neun Städten und Gemeinden, die zur Förderung angemeldet, aber noch nicht im Bau sind, um dem Bedarf gerecht zu werden. Weitere Projekte werden vom Landkreis erwartet.

Die Stadt Viernheim besitzt im Vergleich zu den anderen Städten den niedrigsten Bedarfsdeckungsgrad bei Plätzen für Kinder über 3 Jahren. Rechnet man die Plätze der im Bau befindlichen Kita Lorscher Straße bereits jetzt schon hinzu, so beträgt der Deckungsgrad im U3-Bereich 40 % (269 Plätze für 705 Kinder von 1-3 Jahre) und im Ü3-Bereich nur 88 % (1.141 Plätze für 1.413 Kinder über 3 Jahre).

Die Studie „Kindertagesbetreuung Kompakt – Ausbaustand und Bedarf 2018“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sieht einen bundesweiten Betreuungsbedarf im U3-Bereich von 47,7 % sowie im Ü3-Bereich von 98,1 % vor.

„Zunehmend mehr Eltern wollen den Rechtsanspruch früher als bisher einlösen, insbesondere auch mit Blick auf berufliche Anforderungen. Und die Geburtenzahlen sind beständig hoch. Daraus erklärt sich der immer noch steigende Platzbedarf, trotz der Kapazitätserhöhung bereits in diesem Jahr“, fasst Bürgermeister Matthias Baaß den aktuellen Stand und Trend der letzten Jahre zusammen.

Der Magistrat wurde in seiner Sitzung am 17. August über die Ergebnisse der Umfrage informiert, danach geht die Informationsvorlage in den Sozial- und Kulturausschuss, der am 26. August tagen wird