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Gemeinsam bilden: Gleiche Chancen für alle Kinder und Jugendlichen auf gute Bildung

Viernheimer Bildungsplanung bringt alle Akteure an einen Tisch +++ Metropolregion Rhein-Neckar sieht Viernheim als Pilotkommune im Rahmen ihrer Bildungsstrategie

Viernheims Ziel ist die Entwicklung von nachhaltigen Strukturen der Kommunikation und Steuerung der Bildungslandschaft, um allen Kindern und Jugendlichen gleiche Chancen auf ein gelingendes Aufwachsen, auf gute Bildung und auf gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.

Eine solche Bildungsplanung basiert in Viernheim auf der langjährigen Kooperation zwischen vielen Akteuren (u. a. aus Jugendhilfe und Schulen) und der Notwendigkeit, das gemeinsame Handeln weiter zu entwickeln.

Die Verantwortlichen dieses Bildungsprozesses der Stadt Viernheim freuen sich, dass der Fachbereich Bildung der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH genau zum richtigen Zeitpunkt auf die Initiativen in Viernheim aufmerksam wurde und Viernheim als Pilotkommune im Rahmen ihrer initiierten Bildungsstrategie in diesem Prozess begleiten und unterstützen wird.

In einem digitalen Pressegespräch stellten nun Bürgermeister Matthias Baaß, Amtsleiter Horst Stephan (Amt für Kultur, Bildung und Soziales) und Fachbereichsleiterin Sabine Ruth (Jugendförderung) die Bildungsplanung in Viernheim genauer vor und informierten gleichzeitig mit Dr. Harmut Lang (Leiter des Bereichs Bildung und Arbeitsmarkt) sowie Nina Lehmann (Referentin Bildung) der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH über die gemeinsame Zusammenarbeit im Rahmen der Bildungsstrategie in der Region.

Warum sich die Stadt Viernheim und die Metropolregion Rhein-Neckar intensiv mit dem Thema „Bildung“ beschäftigen, ist relativ banal und einfach erklärt. Baaß: „Aufgrund der Schnelllebigkeit auf dieser Welt müssen die Menschen ständig mit Veränderungen und Informationen zurechtkommen. Je ausgeprägter die Bildung eines Menschen in all seinen Fähigkeiten ist, desto besser kommt er mit dieser Situation zurecht und kann sich so auch eine Existenz in der Zukunft sichern.“ Der Zugang zu Bildung sei beispielsweise wichtig für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, zur Sicherung des eigenen Unterhalts, zur Stärkung der Wirtschaftskraft einer Region durch gut ausgebildete Fachkräfte und letztendlich sichere er den sozialen Frieden in unserem Miteinander, so Baaß. „Da die Ausgangsvoraussetzungen nicht bei jedem Menschen gleich sind, soll Jede und Jeder die gleichen Chancen erhalten, an Bildung teilhaben zu können“.

Bildungsstrategie der Metropolregion Rhein-Neckar

Wie wichtig Bildung für die Menschen, die Region und die Wirtschaft ist, weiß auch Dr. Hartmut Lang. Daher habe sich die Metropolregion Rhein-Neckar GmbH vor ca. drei Jahren entschlossen, eine Bildungsstrategie unter dem Namen „Zukunft gemeinsam bilden“ auf den Weg zu bringen. Die Bildungsstrategie soll die wichtigste Ressource „Bildung“ systematisch stärken und die Region nachhaltig als attraktive Bildungsregion ausbauen und positionieren. Als Schwerpunkte der Bildungsstrategie nennt der Leiter des Bereichs Bildung „Zukunftskompetenzen, lebenslanges Lernen sowie vernetzte Bildungsräume.“ Daher setze sich die Metropolregion dafür ein, zahlreiche Bildungsakteure in Rhein-Neckar verstärkt in die regionale Bildungsstrategie einzubinden und miteinander zu vernetzen. Denn von der frühkindlichen über die schulische Bildung, von der Ausbildung hin zu Fort- und Weiterbildungsangeboten für Erwachsene: „Die öffentlichen sowie privaten Bildungsakteure bieten eine enorme Bandbreite für gute Bildungschancen vor Ort“, so Lang. Die Stadt Viernheim passe mit ihrer Bildungsplanung perfekt in das Zielbild der Bildungsstrategie der Metropolregion, so Lang, „daher haben wir uns auch für Viernheim als Pilotkommune entschieden, die wir auf ihrem Weg zu einem vernetzten Bildungsraum begleiten möchten.“

„Dass eine ganze Kommune einen lokalen Bildungsraum schaffen möchte, bei dem alle Akteure einer kompletten Stadt beteiligt und untereinander vernetzt sind, ist eine Besonderheit“, zeigt sich Nina Lehmann von dem Viernheimer Modell begeistert, weshalb die Stadt auch als Vorbild gelte. Einzelne Bildungsräume in der Region gebe es bereits, „die fokussieren sich aber bisher auf einen Stadtteil oder ein bestimmtes Themenfeld“, so die Referentin für Bildung bei der Metropolregion.

Bildungsplanung der Stadt Viernheim

Sabine Ruth berichtet von Seiten der Jugendförderung über die Bildungsplanung der Stadt Viernheim, die sich aus jahrelanger Zusammenarbeit mit den Schulen herauskristallisiert habe und der zahlreiche Bildungskonferenzen und Planungsgespräche vorausgegangen seien. „Ziel der Bildungsplanung ist, allen Kindern gleiche Chancen auf ein gelingendes Aufwachsen, auf gute Bildung und auf gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft und vor allem unabhängig vom Geldbeutel der Eltern“. Die gesamte Entwicklung des Kindes soll dadurch besser in den Blick genommen und den Eltern bestmöglich und frühzeitig geholfen werden, beginnend bereits in der Kinderkrippe, bis hin zum Eintritt in das Berufsleben. Rund 40 Vertreterinnen und Vertreter aus Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, aber auch Kitas, Familienzentrum, Schulen, Sportvereine und Jugendamt arbeiten bei diesem Prozess systematisch zusammen. Die Beteiligung aller sei gefragt, da die bildungspolitische Dimension heutzutage eine ganz neue ist. „Nicht nur die Schule, sondern der komplette Sozialraum, in dem Kinder heute aufwachsen, muss als Lernort gesehen werden“, weiß Ruth. Um Kinder und Jugendliche individuell fördern zu können, müssten sich deshalb formale und außerschulische Bildungspartner dieses Sozialraumes vernetzen.

Neu bei diesem Prozess, den die Kommune angestoßen habe, sei die enge Zusammenarbeit mit dem Schulträger (Kreis Bergstraße) sowie dem Staatlichen Schulamt seit Prozessbeginn.

So flossen auch entwickelte Eckpunkte der Viernheimer Schulentwicklung, wie zum Beispiel die Qualitätsentwicklung und -sicherung, die Gestaltung der Übergänge, der Erhalt der Förderschule und die Mitarbeit bei einer bedarfsgerechten Schulbauplanung in den Schulentwicklungsplan des Kreises Bergstraße mit ein. Daraus habe sich ganz aktuell die Gründung einer Arbeitsgruppe im Bereich „Schule als Lebens- und Lernort“ ergeben, bei der gemeinsam mit dem Staatlichen Schulamt ein Konzept für die neue Grundschule in Viernheim entwickelt werden soll, berichtet Sabine Ruth.

Eine weitere Arbeitsgruppe, die sich in der Gründung befindet, beschäftigt sich mit dem Aufbau nachhaltiger Strukturen für das kommunale Bildungsmanagement. Hierbei erhält die Stadt Viernheim von der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH Unterstützung für eine dritte geplante Arbeitsgruppe, um ein nachhaltiges Kommunikationskonzept für den Aufbau der Strukturen des kommunalen Bildungsmanagements zu schaffen. „Den Prozess des Bildungsteams der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH wird die Intersectoral School of Governance (ISOG BW) begleiten, ein interdisziplinäres Nachwuchs-Führungskräfteprogramm für Teilnehmer aus Ministerien, Unternehmen und Zivilgesellschaft und an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn verankert“, erklärt Nina Lehmann. Gemeinsam solle ein Konzept erarbeitet werden, um die ganzen Bildungsangebote auf allen Kanälen sichtbar zu machen, damit die Bürgerinnen und Bürger dauerhaft informiert werden.

„Es ist schon etwas Besonderes“, so Baaß, dass eine ganze Kommune von der Größe Viernheims, die kein Schulträger ist und keine Kultusverantwortung habe, im Bereich einer Bildungslandschaft aktiv ist. „Das ist von den anderen Beteiligten wie dem staatlichen Schulamt und Landratsamt nicht nur gewünscht, sondern wird auch intensiv unterstützt und bewusst so gewollt“, so der Bürgermeister. Auch die städtischen Gremienmitglieder waren bei der letzten Konferenz im März eingebunden und von dem Prozess sehr begeistert, was alle Akteure noch mehr bestärkt habe, diesen Weg weiterzugehen.

Kampagne „Viernheim gemeinsam bilden“

Anknüpfen an die Bildungsstrategie der Metropolregion wird auch die neue Kampagne „Viernheim gemeinsam bilden“, die laut Amtsleiter Horst Stephan jetzt mit einem eigens dafür entworfenen Logo an den Start gehen wird. „Wir wollen in Viernheim aufzeigen, wer was zum Thema Bildung macht, gerade im außerschulischen Bereich.“ Das 2019 neu strukturierte Amt für Kultur, Bildung und Soziales besteht aus den Fachbereichen Volkshochschule, Musikschule, Bürgerkommune, Seniorenberatung und Jugendförderung, bei dem auch alle städtischen pädagogische Fachkräfte angesiedelt sind. „Ein Charakteristikum für das Amt, was wir mehr nach Außen transportieren möchten, um so auch verstärkt als Bildungsamt wahrgenommen zu werden“, so Stephan. Mit der großen Palette an Bildungsangeboten, die die einzelnen Fachbereiche täglich anbieten, soll es mit zahlreichen Pressemitteilungen in den nächsten Monaten „raus aus der Nische“ und regelmäßig an die Öffentlichkeit gehen. Eingebunden werden sollen auch weitere Bildungspartner wie der Verein Lernmobil e. V. oder das Familienbildungswerk. Gutes Beispiel, wie man „Viernheim gemeinsam bilden“ könne, zeige die Bildungsplattform der Volkshochschule, die im letztem Jahr als Teil des vhs-Programmheftes etabliert wurde und bei der Vereine, Ämter der Stadtverwaltung und Gremienmitglieder ihr Wissen den Viernheimerinnen und Viernheimern zur Verfügung stellen. Die Metropolregion Rhein-Neckar GmbH wird das Amt auch hier öffentlichkeitswirksam unterstützen. Stephan: „Ich freue mich sehr, dass unser Bildungsangebot nun noch zusätzlich über die Metropolregion Rhein-Neckar GmbH zu einem Gesamtzusammenhang mit der Region gestellt wird.“

Informationen zur Bildungsplanung Viernheim und Bildungsstrategie Metropolregion Rhein-Neckar GmbH

Alle Informationen zur Bildungsplanung der Stadt Viernheim sind auf der städtischen Homepage unter www.viernheim.de/bildungsplanung nachzulesen.